2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Action vor dem Tor: Das Team Respekt bestreitet ihr erstes Spiel gegen die U19 des SC Matting.  Foto: Ferstl
Action vor dem Tor: Das Team Respekt bestreitet ihr erstes Spiel gegen die U19 des SC Matting. Foto: Ferstl

4:2 - Besser kann es gar nicht laufen!

Ein Team unbegleiteter, jugendlicher Flüchtlinge kickt gegen Mattings U19-Auswahl +++ Für den verdienten Gewinn gibt es Respekt

In der Minute vor dem Anpfiff wird es still. Zwei Mannschaften, eine schwarz gekleidet, eine leuchtend gelb, stehen da, Arm in Arm, zu beiden Seiten des Mittelkreises. Manche haben die Köpfe gesenkt, in Gedanken beim Unglücksflug 4U9525. Dann ist der Moment vorbei, alle klatschen kurz in die Hände. Ein Pfiff ertönt, es geht los. Man glaubt, eines der vielen Fußballspiele zu sehen, die samstags überall stattfinden. Für Mattings U19-Auswahl ist es das auch, ein Testspiel. Für ihre Gegner ist es viel mehr.

Die Jugendlichen tragen ihre kanariengelben Trikots heute zum ersten Mal. Sie nennen sich ,,Team Respekt". Das steht geschrieben, in blauen Großbuchstaben auf der Brust. Die Spieler kommen aus Somalia, Afghanistan, Syrien und Eritrea. Ein Team aus Flüchtlingen. Die Ausnahme ist der Spieler, der im Mittelfeld die Bälle verteilt. Ludwig Hofer trägt die Nummer 14. Er organisiert gerne, auf und neben dem Platz. Der 18-Jährige hat das Projekt ,,Team Respekt" ins Leben gerufen. Das war im September 2014. Mama Sabine, eine Radioreporterin, hatte gerade eine Reportage über Flüchtlinge beendet. Ludwig Hofer, ein großer Junge mit zerzausten Haaren, kickt in der U19 des SSV Jahn Regensburg. Er erinnert sich: ,,Ich habe mich gefragt: Wie kann ich helfen? Mit Fußball beschäftige ich mich einfach gerne".

Bewundernswerte Initiative

Mit seinem Konzept sprach der FOS-Schüler bei der Katholischen Jugendfürsorge, die unbegleitete, jugendliche Flüchtlinge betreut, vor. Dort war man beeindruckt. Christiane Trettenbach leitet die beiden Wohngruppen, in denen die Jugendlichen untergebracht sind. Heute steht sie am Spielfeldrand und schaut zu. Sie sagt: ,,Der Ludwig ist im selben Alter, das ist unglaublich bewundernswert. Viele Studenten machen Projekte, weil es gut im Lebenslauf aussieht. Ich glaube, bei ihm ist es eine andere Intention".

Es sind Flüchtlinge wie Hussein. A. (Name von der Redaktion geändert), die von Ludwig Hofers Engagement profitieren. Drei Jahre war der 17-Jährige aus Somalia auf der Flucht, ,,manchmal im Auto, manchmal zu Fuß" durch Eritrea, Sudan, Ägypten, Libyen. In der Heimat hat der Junge mit dem lockigen Irokesenschnitt ,,viele Probleme, viele Kriege" gesehen. Seine Eltern hätten nichts von seiner Flucht gewusst. ,,Sonst hätten sie mich aufgehalten". Hussein A. erzählt das mit einem Lächeln. Er kann sehr zweideutig lächeln. Man ist sich oft nicht sicher, was es bedeutet. Wenn er über Fußball spricht, das Training in der Gruppe, seine Lieblingsmannschaft, den VFL Wolfsburg, und sein Idol Lionel Messi, glaubt man, dass er sich freut. Heute spielt der 1,85-Meter-Schlaks mit der Neun auf dem Rücken im Sturm, dribbelt auf seinen langen, dünnen Beinen durch die Mattinger Abwehr. Nur ein Tor will ihm nicht gelingen. Als nach 90 Minuten der Schlusspfiff ertönt, hat das Team Respekt trotzdem gewonnen, 4:2. Abklatschen mit dem Gegner, dann verlässt das Team Respekt zufrieden den Rasen. Manche Arm in Arm, manche sind schon in die Analyse des Sieges vertieft.

Ein echter Gegner

Als sich Ludwig Hofer in dem kleinen Trainerhäuschen am Spielfeldrand die Schuhe auszieht, grinst er: ,,Besser kann es nicht laufen. Für die Jungs war es ganz wichtig, ein normales Spiel zu bestreiten. Mit eigenen Trikots, Stutzen und einem echten Gegner". Bisher habe man nur untereinander gespielt, und immer in der Halle. ,,Verdient gewonnen", gratuliert Mattings Trainer Franz Islinger, der Ludwig Hofer zum Abschied die Hand schüttelt. ,,Du hast da echt ein paar gute Leute. Der 10er war technisch stark, der 11er auch. Nur den Abschluss und das mit dem Abseits musst du mit ihnen noch üben. Ich muss sagen: Respekt".
Aufrufe: 031.3.2015, 22:00 Uhr
Max FerstlAutor