Es war das bisher spektakulärste Fußball-Ereignis im gesamten Hochwald mit einem unvorstellbaren Interesse: Nach zwei Entscheidungsspielen um den Titel der Bezirksliga zwischen dem SV Geisfeld und dem SV Mandern vor 6000 Zuschauern stieg Mandern in die Landesliga auf. 30 Jahre später trafen sich fünf der damaligen Beteiligten wieder.
Kell/Mandern/Geisfeld. Freitag, 24. Mai 1985, der Tag vor dem Pfingst-Wochenende: Der SV Mandern gewinnt das zweite Entscheidungsspiel um die Meisterschaft der Fußball-Bezirksliga gegen den SV Geisfeld mit 2:1 und steigt dadurch in die Landesliga auf. Unglaubliche 3300 Zuschauer rund um den Sportplatz in Kell waren Zeugen. Am Sonntag zuvor hatten sich die beiden nach der Saison punktgleichen Rivalen (44:16 Punkte) im ersten Entscheidungsspiel 2:2 nach Verlängerung getrennt. Die Erstauflage des Hochwälder Fußball-Krimis verfolgten 2600 Zuschauer, ebenfalls in Kell.
Gleicher Ort, 30 Jahre später
Fast 30 Jahre später, gleicher Ort, gleiche Beteiligte. Erinnerungen an das größte Fußball-Volksfest, das der Hochwald je gefeiert hatte. Zwei Mannschaften aus kleinen Dörfern, nur ein paar Kilometer voneinander getrennt, zwei eigenständige Sportvereine, keine Spielgemeinschaften. Spieler, die fast alle aus dem Dorf stammten: Dieses Duell um die Bezirksliga-Meisterschaft löste damals eine Welle der Euphorie im Hochwald aus.
Zwei kleine Kicker-Gemeinden aus der scheinbar verschlafenen Provinz standen urplötzlich für einen kurzen Zeitraum im Zentrum des regionalen Fußballs. Dem Thema konnte sich keiner entziehen, nicht einmal jene Zeitgenossen, die mit Fußball nur wenig am Hut hatten. Ansgar Eisenring und Trainer Günter Hermesdorf vom SV Mandern sowie Uwe Cronauer, Paul Trösch und Albin Kolz vom SV Geisfeld hatten sich mit dem TV für diesen Tag am Ort des Fußball-Hypes verabredet. "30 Jahre danach". Wie war es? Und was ist heute davon geblieben?
An "fürsorglichen" gegenseitigen Sticheleien wurde nicht gespart, als wir am Rande des Keller Sportplatzes "Zeitreise" spielten. "Schickt mich bloß nicht mehr lang", meinte der damals pfeilschnelle Ex-Torjäger Albin Kolz. Und später, beim Foto-Shooting war sich Paul Trösch der leicht ironischen Anteilnahme sicher: "Paul, kommst du noch in die Knie?"
"Hinter dem Hartplatz waren damals Steintribünen, die waren rappelvoll. Um die Barrieren drängten sich die Zuschauer wie in der Sardinenbüchse in Fünferreihen. Die hinteren standen allesamt auf leeren Bierkästen oder mitgebrachten Leitern", erinnert sich Eisenring. Uwe Cronauer fügt an: "Ich war damals der Jüngste, gerade mal 18 Jahre alt. Und dann so eine Kulisse, unglaublich."
Der Fußball dominierte alles, selbst die entscheidendsten Einschnitte des Privatlebens. Paul Trösch erzählt: "Ich hatte am Tag des zweiten Entscheidungsspiels morgens in Hermeskeil standesamtlich geheiratet. Beim Essen habe ich den Leuten gesagt, sie sollen sich beeilen. Ich müsste mich schließlich auf das Spiel vorbereiten." Mannschaftskamerad Albin Kolz musste nach dem Schlusspfiff des zweiten Entscheidungsspiels noch auf den eigenen Polterabend. "Die hatten schon mal angefangen."
"Es war große sportliche Rivalität, aber von gegenseitigem Respekt geprägt. Das ist heute noch so", bekräftigt Uwe Cronauer. Als die Geisfelder zehn Jahre später ein Erinnerungs-Booklet auflegten, bekam selbstverständlich jeder Manderner Spieler auch ein Exemplar. "Wir hatten eine verschworene Truppe", erinnert sich Trainer Günter Hermesdorf: "Die meisten von uns arbeiteten bei Bilstein in der Spät- oder Nachtschicht. Wir trainierten deshalb vormittags. Einige kamen gerade von der Nachtschicht zum Training, andere gingen danach zur Spätschicht. Heute unvorstellbar."
Fußballbegeisterung blieb
Dem Fußball sind sie alle irgendwie treu geblieben. Cronauer ist Vorsitzender des SV Geisfeld, Kolz und Trösch sind beide im Vorstand. Eisenring trainiert die SG Mandern/Waldweiler, Hermesdorf ist regelmäßig Gast auf Fußballplätzen. Auf eines legen alle heute Wert: "Es wurde nichts bezahlt damals. Keiner hat was gekriegt."
Es gab noch einen weiteren Gewinner damals, nämlich den ausrichtenden SV Kell. Durch dessen Festzelt musste jeder Besucher, der auf den Platz wollte. Noch heute gibt es die Mär von Beteiligten, die nach dem ersten Spiel im Festzelt "hängenblieben" und ihr Auto danach einfach bis nächsten Freitag stehen ließen. Ganz Kell, sogar Teile der Hunsrückhöhenstraße, waren ein einziger Parkplatz gewesen in diesen Tagen.
Das Schlusswort nach dem gemeinsamen "Revival": "Für uns alle war das der Höhepunkt unserer sportlichen Laufbahn. So was gab es vorher nicht, danach nicht mehr und wird es auch nicht mehr geben."