2024-03-18T14:48:53.228Z

Ligavorschau
Foto: Bröhl
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23 Spieler, viele Härtefälle

Der Siegburger Trainer Kinan Moukhmalji hat mehr denn je die Qual der Wahl bei der Aufstellung

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Spieler bei Laune zu halten ist eines der Kunststücke, die ein Trainer beherrschen muss. Kinan Moukhmalji hat in seiner zweijährigen Amtszeit beim Siegburger SV 04 gezeigt, dass er genau das tut. Doch nach dem Aufstieg in die Fußball-Mittelrheinliga dürfte es für den 45-Jährigen schwieriger denn je sein, es allen Akteuren rechtzumachen.

Die Zugänge haben den Konkurrenzkampf spürbar angeheizt. Egal, für welche Startelf sich der Coach am ersten Spieltag in Rheinbach entscheiden wird: Die Ersatzbank wird prominent besetzt sein. „Am besten überlasse ich meinem Co-Trainer Tim Pöttgen die Verkündung der Aufstellung – dann bin ich wenigstens nicht der Buhmann“, flachst Moukhmalji.

Wahr ist, dass der Übungsleiter künftig viele unangenehme Gespräche führen wird. Dabei sei es entscheidend, den Spielern zu vermitteln, dass er sich „nie gegen sie, sondern immer für die Mannschaft“ entscheide. „Am liebsten“, sagt Moukhmalji, „würde ich alle 23 Akteure spielen lassen.“ Selbst auf der Torhüterposition herrscht noch keine Klarheit: Sowohl die bisherige Nummer eins, Niclas Altmann, als auch Alexander Heil (SF Troisdorf 05) bezeichnet der Coach als „Riesenkeeper – und das, obwohl beide gerade mal 1,80 Meter groß sind“.

Auch im Feld kündigt sich ein Hauen und Stechen um einen Stammplatz an. Auf der Sechser-Position hat Moukhmalji seit der Verpflichtung von Daniel Lingen (Bonner SC) mehr denn je die Qual der Wahl. Der 20-Jährige sei nicht nur „ein feiner Kerl“, sondern auch „ein toller Kicker mit einer unglaublichen Passpräzision. Nicht umsonst hat ihn mir BSC-Coach Daniel Zillken ans Herz gelegt.“

Mit Vinzent Stöcker, in der Vorsaison bester Torschütze des TuS 05 Oberpleis (elf Treffer), ist ein weiterer Zugang für das defensive Mittelfeld eingeplant. Arne Vignold (Moukhmalji: „Bislang war er immer gesetzt“) arbeitet künftig zwar als Lehrer in Siegen, wird aber trotzdem so oft wie möglich mittrainieren.

Kapitän Christian Schnitzler fällt indes weiter auf unbestimmte Zeit aus. Zwar wurde unlängst ein doppelter Leistenbruch operativ behoben, doch die Schmerzen sind geblieben. Damit droht dem 31-Jährigen das vorzeitige Karriere-Aus.

„Wenn bis zum Winter keine Besserung eintritt, muss ich mich wohl oder übel damit abfinden“, so Schnitzler. Immerhin hat er in seiner Funktion als Sportlicher Leiter den Weg zu einer erfolgreichen Saison ebnen können.

Auch Manuel Kabambi (VfL Leverkusen) konnte er von einem Wechsel nach Siegburg überzeugen. Er soll den etablierten Kräften im Angriff Druck machen. An Felix Heinz und Julian Fälber dürfte aber nach wie vor kein Weg vorbei führen, immerhin schoss das Duo den SSV mit insgesamt 39 Toren zum Aufstieg. Moukhmalji legt sich fest: „Sie werden den Abwehrreihen auch eine Liga höher vor Probleme stellen.“

Trotz der offenkundigen Qualität im Kader erwartet der Coach eine knifflige Saison. Nach dem Durchmarsch von der Bezirks- in die Mittelrheinliga lautet das Ziel Klassenerhalt. Schließlich sei der Sprung in die Fünfte Liga „wesentlich größer als der vor einem Jahr in die Landesliga. Vom Budget her sind uns die meisten Konkurrenten weit voraus.“ Nicht zuletzt der häufigere Umgang mit Misserfolgen dürfte den SSV vor eine neue Herausforderung stellen, schließlich musste man in den vergangenen beiden Meistersaisons insgesamt gerade einmal neun Pleiten einstecken. „Wir müssen wieder lernen, mit Niederlagen umzugehen – daran gewöhnen wollen wir uns aber nicht“, sagt Moukhmalji. Welche Mannschaften er im Tabellenkeller erwartet, will er nicht verraten: „Grundsätzlich ist es mir auch egal, welche Teams hinter uns landen – Hauptsache, es sind am Ende der Saison mindestens vier.“ An mangelnder Erfahrung sollte das Projekt Klassenerhalt jedenfalls nicht scheitern. Denn Lingen und Kabambi spielten zuletzt in der Mittelrheinliga, die Ex-Hennefer Lucas Inger, Tobias Günther und Stefan Ullmann waren sogar schon in der Regionalliga im Einsatz. Doch selbst sie müssen um einen Startelfplatz kämpfen.

Für den Auftakt in Rheinbach steht bislang nur fest, dass Innenverteidiger Florian Hahn nicht auflaufen wird. Er zog sich im Pokalspiel in Marienfeld (4:1) eine Bänderverletzung zu. Eine von vielen kniffligen Entscheidungen wurde Moukhmalji damit schon mal abgenommen.

Der Kader:

Zugänge: Alexander Heil (SF Troisdorf 05), Daniel Lingen (Bonner SC), Vinzent Stöcker (TuS 05 Oberpleis), Manuel Kabambi (VfL Leverkusen), Maximilian Steinhauer, Luis Wicharz (beide eigener Nachwuchs).

Abgänge: Till Küpper (VfR Hangelar), Lukas Lichtenberg (SC Uckerath III), SimeonTheocharidis (SF Troisdorf 05).

Tor: Niclas Altmann, Alex Heil.

Abwehr: Tom Caspers, Michael Hermanni, Maximilian Steinhauer, Niclas Welt, Florian Hahn, Lucas Inger, Thorben Versteegen, Aaron Wieland.

Mittelfeld: Tobias Günther, Daniel Lingen, Robin Pöttgen, Denis Radermacher, Christian Schnitzler, Vinzent Stöcker, Stefan Ullmann, Arne Vignold, Luis Wicharz.

Angriff: Julian Fälber, Fabian Welt, Manuel Kabambi, Felix Heinz.

Das Mannschaftsbild:

Trainer Kinan Moukhmalji (oben, v. l.), Co-Trainer Tim Pöttgen, Christian Schnitzler, Luis Wicharz, Lucas Inger, Mannschaftsarzt Thomas Kleinschmidt, Geschäftsführer Walter Bleßgen, Daniel Lingen (Mitte, v. l.), Denis Radermacher, Fabian Welt, Max Orth, Michael Hermanni, Vinzent Stöcker, Thorben Versteegen, Florian Hahn, Vorsitzender Christian Kohr, Felix Heinz (unten, v. l.), Tom Caspers, Julian Fälber, Niclas Altmann, Manuel Kabambi, Alexander Heil, Maximilian Steinhauer, Tobias Günther und Stefan Ullmann vom SSV 04

Aufrufe: 09.8.2016, 07:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tim MiebachAutor