20 Anläufe für perfekte Umsetzung

Die Szene läuft wie folgt. Die Mannschaft befindet sich im Angriff: Ein zentraler Spieler legt den Ball noch vor dem Strafraum mit der Hacke zurück, der Mittelfeldspieler lupft ihn über die aufrückende Abwehr, und der Stürmer hebt die Kugel direkt über den herauskommenden Torwart. „Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe“, sagt Christian Döring, der mit seinem Kamera- und Tonteam an der Waldstraße zu Gast ist, um mit den Alemannen die Szene einzuspielen. „Unsere Reihe ,Wer war‘s‘ gibt es seit fünf Jahren“, erläutert der Sportreporter und Moderator. Jeden Sonntag während des Bundesligaspielbetriebs ist eine Mannschaft beim SWR zu Gast, die ein solches Tor nachgespielt hat. Die Auswahl des Treffers, versichert Döring, folge ebenso dem Zufallsprinzip wie die der Mannschaften. Jeder Verein könne sich bewerben. Nur ein Mal, so erinnert sich der 57-Jährige, sei man von dem Grundsatz abgewichen. „Da hatte sich ein Verein beworben, der nur einen Hartplatz zur Verfügung hatte. Und das Tor war ausgerechnet ein Fallrückzieher, das wollten wir dem Spieler nicht zumuten und haben ein anderes ausgewählt.“ Für die Alemannia beworben hat sich Geschäftsführer Hans-Joachim Blum. „Das war vor gut einem halben Jahr“, berichtet er. Kurz vor Weihnachten kam die positive Rückmeldung vom SWR.

Zwei Mal schauen sich die Spieler den Spielzug an, dann werden untereinander die Rollen verteilt: Die Abwehrspieler streifen ein weißes SWR-Trikot über, die Angreifer laufen im Alemannia-Dress auf. Die nächste Herausforderung: An diesem Mittwochabend, an dem die Szene in den Kasten muss, ist es deutlich unter null Grad, der Platz ist mit Schnee bedeckt. Die Alemannen machen sich warm, lassen den Ball zirkulieren und starten schon mal einen ersten Versuch. Fast hätte es auf Anhieb geklappt: Konstantin Ludwig legt per Hacke auf, Vincenzo Bilotta chippt in den Strafraum, aber Arlind Mulaj trifft den Ball nicht richtig. Zweiter Versuch, gleicher Ablauf, und tatsächlich: Diesmal haut es hin. In der zentralen Rolle ist diesmal Francesco Teodonno. Was für eine Begeisterung: Die rund 50 zuschauenden Fans jubeln mit. Aber: Es war nur eine Probe. Die Kamera war noch nicht mitgelaufen.

Dann wird es ernst. Und es dauert jetzt doch seine Zeit. Mal ist der Pass zu lang, mal trifft der Stürmer den Ball nicht perfekt, und mal kann Pasquale Patria im Tor seinen tief verwurzelten Reflex nicht unterdrücken und hält. Aber dann klappt es doch. Teodonno trifft perfekt. Die Szene ist im Kasten, die Fans spenden frenetischen Beifall, die Spieler liefern sich eine Schneeballschlacht. „Wir hatten schon alles“, berichtet Christian Döring: Von einem Versuch, wo es sofort perfekt funktioniert hat, bis zu über 100 Anläufen.“

Perfekt ist der Jahres-Auftakt für die Alemannia-Spieler. An diesem Freitag besucht die Mannschaft gemeinsam die berühmte Herrensitzung des KVW, am Sonntag trifft man sich zum ersten offiziellen Training des Jahres, und am Abend geht es dann zu Flutlicht, begleitet von einer Reihe von Fans. Was die dem Publikum im Studio und an den Fernsehern voraushaben: Sie wissen, wer es war. Will sagen: Um welches Tor des Monats es sich handelt, und wer es geschossen hat.

Das „Tor des Monats“, nachgespielt vom SV Alemannia Waldalgesheim, ist zu sehen am Sonntagabend in der Sportsendung „Flutlicht“ des SWR-Fernsehens. Sendebeginn ist um 22.05 Uhr.