2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Sparkasse

2 Monate SV Rott: Eine Zwischenbilanz

2 Monate SV Rott: Eine Zwischenbilanz

Interview mit Dr. Erwin Lammenett, der Anfang Februar die U19 des SV Rott übernahm.

Red.: Erwin, Du hast vor ziemlich genau zwei Monaten die U19 übernommen, um sie vom letzten Platz auf einen Qualifikationsplatz zu führen. Die Mannschaft steht immer noch auf dem letzten Platz. Was ist schief gelaufen?

EL: Eigentlich alles. 2 Tage vor Rückrundenstart erleidet unser Torhüter im Sondertraining einen Schulteranbruch. Die beiden neu geholten Torhüter waren erst Mitte März spielberechtigt. So kam es, dass wir die ersten beiden Spiele mit einem Feldspieler im Tor spielen mussten. Dummerweise war der einzige Feldspieler, der sich das zutraute, auch noch ein Schlüsselspieler im Feld, was natürlich ebenfalls nicht zur Stärkung der Mannschaft beitrug. Zu allem Überfluss erhielt er gleich im 1. Spiel eine rote Karte. Schlechter hätte mein Einstieg in die Rückrunde nicht starten können.

Red.: So schlecht war der Start aber doch gar nicht. Gegen BW Königsdorf habt ihr doch gepunktet.

EL: Ja, gegen BW Königsdorf haben wir einen Punkt geholt. Dank der riesen Moral der Mannschaft haben wir mit genau 11 Spielern und einem Feldspieler im Tor ein 0:0 geschafft. Das war eine riesen Leistung. Trotzdem kann ich mit dem Start nicht zufrieden sein, denn 7 Tage nach dem tollen Spiel gegen Blau-Weiß Königsdorf haben wir in Friesdorf völlig unnötig 3:1 verloren. Dann folgte das Spiel gegen Walheim, in dem wir die 1. Halbzeit völlig verschlafen haben und verdient verloren haben. Das nenne ich einen misslungenen Start.

Red.: Aber das Spiel gegen Fortuna Köln eine Woche später soll doch ziemlich gut gewesen sein?

EL: Ja, da haben wir sehr gut gespielt und hatten Fortuna Köln am Rande einer Niederlage. Aber am Ende des Tages hat eben Fortuna Köln das 2:3 geschossen und nicht wir. Und in allen vorherigen Spielen, außer in der 1. Halbzeit gegen Herta Walheim, haben wir auch nicht schlecht gespielt - aber die Punkte blieben eben leider beim Gegner. Es nutzt eben nichts, nur gut zu spielen.

Red.: War es das jetzt?

EL: Im Fußball ist immer alles möglich. Es soll ja sogar schon Mannschaften gegeben haben, die ein 0:3 in der Nachspielzeit gedreht haben. Warum sollen wir also nicht einen 11 Punkte Rückstand aufholen können? Natürlich brauchen wir dazu auch etwas Glück. Viktor Stripnik hat neulich einmal gesagt, dass Erfolg im Fußball zu 50 % an de Mannschaft hängt, zu 30 % am Trainer und zu 20 % am Glück. Bisher hatten wir vom Glück 0 %. Grundsätzlich denke ich, dass eine Mannschaft, die den aktuellen Tabellenzweiten an den Rand einer Niederlage spielen kann, jeden Gegner in der Liga schlagen kann. Aber wir brauchen jetzt eine Serie und ein wenig von dem Glück, was uns bisher völlig vorenthalten blieb.

Red.: Schlussendlich kannst Du das Glück aber nicht beeinflussen – oder?

EL: Natürlich nicht. Die Dinge, die ich in so kurzer Zeit beeinflussen kann, habe ich ja bereits beeinflusst. Im Nachhinein wünsche ich mir zwar, dass ich vier Wochen früher gekommen wäre und mehr Zeit gehabt hätte. Dann wäre auch einiges anders gelaufen. Aber so ist es eben nicht. Ich kann mich nicht mehr mit der Vergangenheit befassen. Ich muss ausschließlich in die Zukunft blicken. Wir haben eine gute Mannschaft mit einer super Moral. Einiges an taktischen Defiziten wurde aufgearbeitet. Die Jungs lernen schnell und machen gut mit. Es macht einen riesen Spaß, hier in Rott zu arbeiten und am Ende des Tages sind Spaß, Einsatzwille und Moral ganz wichtige Erfolgsparameter.

Red.: Wie sieht denn die Zukunft der U19 beim SV Rott aus?

EL: Mit der Kaderplanung habe ich erst vor einer Woche begonnen. Fakt ist: Falls wir absteigen, wollen wir gleich wieder in die Mittelrheinliga aufsteigen. Der Verein hat die Rahmenbedingungen für die kommende Saison gestellt. Diese sind hochinteressant. Nun gilt es, ein Team zusammenzustellen, welches den direkten Wiederaufstieg wieder schaffen kann bzw. welches im Falle des Verbleibs in der Mittelrheinliga diese auch halten kann.

Red.: Was genau meinst Du denn mit Rahmenbedingungen?

EL: In Rott wird sehr viel für die Spieler getan, die hier spielen. Es gibt einen Fahrdienst, einen dedizierten Physiotherapeuten nur für die A-Jugend, ausgebildete Trainer, ein Trainingscamp und vieles mehr. Das alles sind Rahmenbedingungen, die auch finanziert werden wollen. Weil der Rahmen für die kommende Saison jetzt steht, kann ich nun mit der Kaderplanung beginnen.

Red.: Das wird bestimmt schwierig bei der aktuellen Tabellensituation, oder?

EL: Wie gesagt, ich plane für die Bezirksliga mit dem Ziel des direkten Wiederaufstiegs. Mit so einer Mannschaft kann man dann sicher auch Mittelrheinliga spielen, falls wir den Klassenerhalt doch noch schaffen sollten. Dass es schwierig wird ist klar. Wenn Allemania Aachen aufsteigt und der SV Rott absteigen sollte, dann ist Herta Walheim im näheren Umfeld der einzig verbleibende Mittelrheinligist. Die werden sich dann vor Spielern nicht mehr retten können. Aber auch dort kann nur eine bestimmte Anzahl von Spielern realistisch unter kommen. Und es können immer nur 11 spielen. Von daher ist der SV Rott sicherlich eine attraktive Option in der Region. Neben den materiellen Rahmenbedingungen und den hervorragenden Trainingsbedingungen ist der SV Rott auch aufgrund seines sozialen Engagements ein sehr attraktiver Verein. In der Vergangenheit haben viele Spieler des SV Rott über den Verein eine Lehrstelle gefunden. Auch die Hilfe und das aktive Engagement für Spieler mit Migrantenhintergrund kann sich in Rott durchaus sehen lassen. Da der Verein bisher kaum Öffentlichkeitsarbeit betreibt, bekommt dieses kaum jemand mit. In der Summe bin ich daher guter Hoffnung, auch für die kommende Saison einen tollen Kader zusammenstellen zu können.

Red.: Danke für das Interview Erwin. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg und etwas von dem Glück, das in der Vergangenheit wohl offensichtlich nicht da war. J

EL: Besten Dank
Aufrufe: 09.4.2015, 09:43 Uhr
SV RottAutor