2024-04-16T09:15:35.043Z

Team Rückblick
Der neue Sportchef der Kieler "Störche": Ralf Becker trat seinen Dienst bei Holstein Kiel in der vergangenen Woche an. Foto: Hermann
Der neue Sportchef der Kieler "Störche": Ralf Becker trat seinen Dienst bei Holstein Kiel in der vergangenen Woche an. Foto: Hermann

2. Liga - klare Holstein-Ziele mit Ralf Becker

Drittligist stellte seinen neuen Sportchef vor

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Neuer Mann, klare Ziele. Drittligist Holstein Kiel stellte seinen neuen Sportchef vor. Und mit Ralf Becker kommen auch klar formulierte Ambitionen. ,,Wir müssen nicht taktieren oder Druck wegnehmen", sagte der 45-Jährige und formulierte das Saisonziel deutlich: ,,Mit dem Kader gehört der Verein ins obere Tabellendrittel." Gleichzeitig nahm er auch den Aufstieg ins Visier: ,,Ich habe einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Und es ist natürlich das Ziel, am Ende dieser Zeit eine Klasse höher zu spielen."

Becker löste mit seinem Amtsantritt in dieser Woche den Mitte Mai zum Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gewechselten Uwe Stöver ab. ,,Es wird kein neues Geschäftsmodell werden, jetzt jedes halbe Jahr einen neuen Sportchef zu verpflichten, um ihn dann gegen Ablöse abzugeben", versprach Holsteins Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Stefan Tholund. ,,Wir sind sicher, dass wir eine lange Zeit mit Ralf Becker verbringen werden." Für den früheren Chefscout und Nachwuchsleiter des VfB Stuttgart habe neben seiner Fachkompetenz vor allem die Tatsache gesprochen, dass ,,er Lust auf Holstein Kiel hat", betonte der Rechtsanwalt. ,,Er hat sich sehr intensiv mit Holstein Kiel beschäftigt. Da steckte viel drin in seiner Bewerbung." Becker erklärte: ,,Ich habe mir ein Bild gemacht vom Verein, vom Kader, von der Infrastruktur. Holstein ist ein sehr gut und seriös geführter Verein. Ich werde versuchen, meine Vorstellungen mit einzubringen."

Der Schwabe spielte einst in der 1. und 2. Bundesliga unter anderem für Bayer Leverkusen, den FC St. Pauli und den Karlsruher SC, bei dem er später auch Co-Trainer in der Bundesliga war. Für ihn ist der Posten als Geschäftsführer Sport in Kiel der logische Schritt auf der Karriereleiter. ,,Das ist genau das, was ich wollte", sagte er. ,,Als Scout und im Nachwuchsleistungszentrum ist man so etwas wie der Zuarbeiter für den Sportchef. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, jetzt selbst die Verantwortung zu übernehmen."

In Kiel hat er bereits in den ersten Tagen und auch schon vor dem offiziellen Amtsantritt Gespräche geführt. Nicht nur mit seinem Geschäftsführerkollegen Wolfgang Schwenke, mit Nachwuchsleiter Fabian Müller, aber auch mit Trainer Karsten Neitzel. ,,Wir haben eine gute Basis gefunden", erklärte Becker. Ob die Spielweise der Kieler auch zu 100 Prozent dem entspricht, was der Philosophie des neuen Sportchefs entspricht, mochte der noch nicht endgültig beantworten. ,,Wert auf Mentalität und Zweikampfverhalten zu legen passt zur Region und zum Verein hier im Norden", erklärte er. ,,Aber insgesamt bin ich noch nicht genug im Thema, um eine abschließende Aussage zu treffen."

Vier gestandene Zweit- und Drittliga-Spieler - Dominic Peitz (Karlsruher SC), Alexander Bieler (SV Sandhausen), Luca Dürholtz (Dynamo Dresden) und Dominick Drexler (VfR Aalen) - haben die ,,Störche" bislang schon unter Vertrag genommen. ,,Ich war informiert und habe die Transfers auch abgesegnet", erklärte Becker, der bereits seit einem Monat als der neue sportlich Verantwortliche feststeht, seinen Job jedoch erst am Montag offiziell antrat. Was mögliche weitere Neue (je ein Platz im Sturm und in der Abwehr scheinen noch offen) und die angestrebte Weiterverpflichtung des bislang vom MSV Duisburg ausgeliehenen Fabian Schnellhardt anbetrifft, hielt sich Becker noch bedeckt. ,,Wir werden Namen und Positionen erst kommentieren, wenn etwas spruchreif ist", sagte er. Auch grundsätzlich verriet er nur: ,,Es sollte immer einen roten Faden geben. Ein Verein braucht eine Vorstellung, eine Spielidee. Nur für außergewöhnliche Spieler kann man da auch mal Dinge anpassen."

Dass es Möglichkeiten gibt, verdeutlichte Geschäftsführer Wolfgang Schwenke. Zwar bezifferte er den offiziellen Personaletat wie im Vorjahr auf 3,6 Millionen Euro, was im Verhältnis etwa Rang fünf bis acht in der 3. Liga bedeuten dürfte. Gleichzeitig erklärte er: ,,Wenn wir darüber hinaus tätig werden wollen, ist das in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat möglich." Soll heißen: Für passende Neue auf dem Weg zum Ziel 2. Bundesliga springen die Gönner Gerhard Lütje und Dr. Hermann Langness unter Umständen auch mit privaten Geldern ein.

Auch das ist ein Bekenntnis, das es in dieser Deutlichkeit seit der gescheiterten Ära Falko Götz so nicht gab. Ralf Becker ist künftig derjenige, der zwischen Aufsichtsrat, Geschäftsführung und Trainerteam, aber auch den Wünschen der Fans, auch eine Art Moderator sein muss. Er soll Ambitionen und Zukunftsphantasien befeuern und darf gleichzeitig den von seinen Vorgängern Andreas Bornemann und Uwe Stöver eingeschlagenen Weg der wirtschaftlichen und sportlichen Vernunft nicht verlassen. Gelingt das und passen auch die nächsten Transferentscheidungen, kann der Weg in die 2. Bundesliga für Holstein Kiel schon bald offen sein.
Aufrufe: 018.6.2016, 08:00 Uhr
SHZ / Christian JessenAutor