2024-06-17T07:46:28.129Z

Analyse

16 Tage zu jung für die Spielgenehmigung

Juniorenspieler von Empor Schenkenberg steht ohne Mannschaft da

Für Leon Böhme von Empor Schenkenberg könnte die gerade begonnene Saison eine ganz lange Wartezeit werden: Er steht ohne Mannschaft da. Empor hat die A-Jugend aus dem Spielbetrieb genommen - aber für die Männermannschaften bekommt er keine Genehmigung. Das ärgert den Verein, der Fußballkreis beruft sich auf die vorhandenen Regelungen.

16 Tage sind es, die für Leon Böhme über die weitere sportliche Karriere entscheiden könnten: Am 16. Juli ist er 17 Jahre alt geworden. Zu spät, um mit einer Sondergenehmigung schon im Männerbereich spielen zu können. Allerdings gibt es einige Ausnahmeregeln: So zum Beispiel, wenn es in unmittelbarer Nähe keine adäquate Juniorenmannschaft mehr gibt. Und genau das ist bei Empor Schenkenberg der Fall. Der Verein hat im Sommer die A-Jugend wegen Spielmangels abgemeldet und drei Nachwuchskicker in das Landesklasse-Team integriert - bis auf Leon Böhme. Deswegen hat sich Empor Schenkenberg um eine Sondergenehmigung bemüht, die der Fußballkreis Westhavelland in der vergangenen Woche aber ablehnte.

Für Trainer Danny Gerlich ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar: "Leon hat gerade seine Ausbildung zum Heizungsbauer begonnen und er hat keine mobilen Möglichkeiten, um zu einem anderen Verein zu kommen. Die nächste A-Juniorenmannschaft ist mindestens 15 Kilometer entfernt." Die Folge wird wohl sein, dass er jetzt ein Jahr lang nur trainieren und von der Seitenlinie bei Spielen zuschauen darf. "Für einen kleinen Verein auf dem Dorf und natürlich auch den Spieler ist das eine Katastrophe. Wir haben mit nur 18 Mann ohnehin schon einen dünnen Kader. In so einem Fall muss es eine intensive Einzelfallbetrachtung geben, um junge Leute in den Vereinen halten zu können. Dieses Problem wird in den nächsten Jahren noch viel öfter auftreten, denn die geburtenschwache Jahrgänge kommen erst noch", warnt Empor-Coach Gerlich.

Das ist Michael Flottron, dem Vorsitzenden des Jugendausschuss in Fußballkreis Westhavelland, auch bewusst. "Ich kann die Vereinssicht durchaus verstehen, die Zahl der Jugendlichen außerhalb des Berliner Speckgürtels ist rückläufig. Da sind die Vereine froh über jeden Juniorenspieler. Für uns als Jugendausschuss ist ein ein schwieriger Spagat, ob wir schon 17-Jährige im Männerbereich spielen lassen oder eher den Jugendbereich stärken wollen", so Flottron.

Die Beispiele Sachen-Anhalt und Thüringen hätten in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es nicht von Vorteil für die Vereine ist, wenn die Nachwuchskicker zu früh in den Männerbereich aufsteigen können. Dort galt, dass A-Junioren generell auch in den Männermannschaften mit Genehmigung spielen durften. Die Folge war, dass die Zahl der Jugendmannschaften rückläufig war, weil viele Vereine die Männerteams mit Juniorenspieler auffüllten. Die Regelung wurde inzwischen wieder rückgängig gemacht.

Im Fall Leon Böhme entschied der Jugendausschuss auch gegen eine Sondergenehmigung. Flottron: "Wir müssen alle Vereine gleich behandeln. Die Summe der zu erfüllenden Kriterien war nicht ausreichend, um die Spielberechtigung zu erteilen. Für den Ausschuss war nicht zu erkennen, dass für den Verein und den Spieler eine extreme Notlage gegeben ist. " Wie diese Notlage genau aussehen könnte, ist nicht fest geregelt und Auslegungssache des Ausschuss. "Es gibt zum Beispiel keine feste Kilometergrenze, über die eine Fahrt zum nächstgelegenen Verein nicht mehr zumutbar ist. Bei Spielern im ländlichen Bereich sollte das immer im Einzelfall geprüft werden", so Flottron.

Ob damit schon das letzte Wort gesprochen ist, lässt Trainer Gerlich offen. "Wir wollen einen Brief an den DFB schreiben. Nuri Sahin durfte mit 16 Jahren schon in der Bundesliga spielen. Warum ist das nur bei den Profis möglich und nicht auch im Amateurbereich?"

Aufrufe: 027.8.2013, 14:45 Uhr
Sven BockAutor