2024-04-23T13:35:06.289Z

Pokal
Das Highlight unserer Serie: Die Sportfreunde Oesede waren Gastgeber für den Karlsruher SC!
Das Highlight unserer Serie: Die Sportfreunde Oesede waren Gastgeber für den Karlsruher SC!

13.000 Zuschauer sehen Oeseder Pokalspiel

Pokalhistorie: Vor 20 Jahren empfingen die Sportfreunde einen UEFA-Cup Halbfinalisten +++ Deutschland-Comeback von Thomas Häßler

Am Wochenende steht die erste Runde im DFB-Pokal an. Passend zu diesem Anlass haben wir uns auf die Suche nach großen Pokalspielen in der Region gemacht – und sind auf vier Amateurmannschaften gestoßen, die sich für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal qualifizieren konnten. Jeden Tag gehen wir genauer auf eine Partie ein – im letzten Teil unserer Serie aus der Osnabrücker Region blicken wir auf eine Partie zurück, die durch eine Personalie im Vorfeld europaweites Interesse auslöste. Und vor einer großen Kulisse stattfand…

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Tippfehler: 13.000 Zuschauer bei einem Heimspiel der Sportfreunde Oesede? Es ist kein Tippfehler – aber auch kein hundertprozentiges Heimspiel. Nachdem den Sportfreunden Oesede vom erst 12-jährigen Kölner Jugendspieler Tamer Özdemir der vorjährige UEFA-Cup Halbfinalist Karlsruher SC zugelost wurde, war den Verantwortlichen des Amateurklubs schnell klar: Wir brauchen einen Austragungsort mit größerer Zuschauerkapazität. Aufgrund des Verhandlungsgeschicks des damaligen Georgsmarienhütter Bürgermeisters Heinz Lunte gelang es, das regionale Highlight an die Bremer Brücke zu verlegen.

Dass innerhalb von Momenten das regionale Highlight zu einem europaweit verfolgten Fußballspiel wurde, war einem Rückkehrer zu verdanken. Nach dem WM-Titel 1990 in Italien blieb Thomas Häßler (heute 48) gleich im Land des Gastgebers und schloss nach sechs Jahren in Köln der „Alten Dame“ Juventus Turin an. Ein Jahr später zog es „Icke“ weiter zum AS Rom, bei dem er im altehrwürdigen Stadio Olimpico schnell zum Publikumsliebling avancierte. Die Rückkehr Häßlers nach Deutschland war dem KSC sechs Millionen Mark wert und wurde wenige Tage vor dem Auftritt gegen die Sportfreunde als perfekt gemeldet.

Doch nicht nur der Name Häßler zog die Massen an diesem 12.08.1994 an die Bremer Brücke. Internationale Fußballgrößen wie Jens Nowotny, Michael Tarnat und Thorsten Fink, die später mit Bayern München noch die Champions-League gewinnen sollten oder der kroatische Nationalspieler Slaven Bilic standen im Kader der Badener. Der Karlsruher SC zog des Weiteren im Vorjahr in das Halbfinale des UEFA-Cups ein, musste sich dort jedoch aufgrund der weniger erzielten Auswärtstore Austria Salzburg geschlagen geben. Auf dem Weg in die Vorschlussrunde bezwang man internationale Schwergewichte wie den PSV Eindhoven, FC Valencia, Girondins Bordeaux und Boavista Porto.

Nun also die Sportfreunde Oesede. KSC-Trainer Winfried Schäfer nahm das Spiel ernst und stellte seine Millionen-Truppe auf eine unbequeme Aufgabe gegen den Fünftligisten ein. Und das Spiel sollte zumindest in den ersten sechzig Minuten genau nach Schäfers Erwartungen verlaufen. Zwar ging der haushohe Favorit durch ein Tor des späteren Nationalspielers Jens Nowotny (16.) mit 1:0 in Führung. Doch die Oeseder, die sich wider Erwarten nicht auf die eigene Defensive konzentrierten, sondern ihr Heil im Spiel nach vorne suchten, schlugen umgehend zurück: Eine erstklassige Kombination in der Karlsruher Hälfte schloss Dirk Bach in der 20. Minute zum umjubelten Ausgleich ab. Die Euphorie an der Bremer Brücke spiegelte sich anschließend in La-Ola Wellen und stimmungsvollen Anfeuerungsrufen wieder.

Das 1:2 fiel aus Oeseder Sicht zum ungünstigsten Zeitpunkt. Eine Minute vor dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Frank Gettke unterschätzte Oesedes Keeper Sommer eine Flanke von Kirjakow, Thorsten Fink nutzte den Fehler des ansonsten starken Torhüters aus und versenkte den Ball in den Maschen. Bis zur 60. Minute hielten die Sportfreunde mit laufintensivem Spiel dagegen, anschließend gingen den Mannen von Trainer Erwin Kostedde („Kompliment an alle meine Spieler. Sie haben kultiviert gespielt!“) die Puste aus. Die effektiven Karlsruher nutzten die sich auftuenden Räume in Person von Adrian Knup (57.), Sergej Kirjakow (69.), Thomas Häßler (71.) und erneut Knup (84.) zum 1:6-Endstand aus Oeseder Sicht aus.

Für den Oeseder Neuzugang Uwe Abel war es ein ganz besonderes Spiel: „Dass ich gegen Thomas Häßler spielen musste, war vorher nicht geplant und hat sich erst in der Anfangsphase der Partie entwickelt. Danach lief es sechzig Minuten ganz gut. Ich glaube, das war ein gelungener Einstand für mich.“ Für Sportfreunde-Spielmacher Heiko Venzke war es einfach nur ein Spiel, „das ich immer in Erinnerung behalten werde!“ Genauso wie die 13.000, die sich an diesem 12.08.1994 an der Bremer Brücke einfanden.

Aufrufe: 014.8.2014, 18:02 Uhr
Dennis KurthAutor