2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Michael Czerny und Jamshed Attaie  ©MOZ
Michael Czerny und Jamshed Attaie ©MOZ

11 Freunde sollt ihr sein

Die Mannschaft von Preußen Gusow konnte durch neue Teammitglieder aus der örtlichen Gemeinschaftsunterkunft gerettet werden

Am Sonnabend tritt ein Kader von 25 Mann zu einem Heimspiel auf dem Sportplatz am Baggersee an. Nur durch die Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte in Gusow und Platkow existiert die Mannschaft des SV Preußen Gusow noch.

Hamid ist einer der besten Spieler der Mannschaft. Er rennt über den Platz, nimmt einen Pass an und kickt das Leder ins Tor. Seine Mannschaftskameraden jubeln. Hamid ist einer der 25 Fußballer beim SV Preußen Gusow. Er lebt in einer Gemeinschaftsunterkunft im Doppeldorf.

Trainer Joachim Krebs ist froh, dass sein Team nun endlich wieder komplett ist. Einige Spiele mussten in Unterzahl bestritten werden. Das konnte kein Dauerzustand bleiben. "Zu Beginn sind die Flüchtlinge einfach über den Zaun geklettert, um hier zu spielen. Wir haben der Spielfreude einen Rahmen gegeben - davon profitieren alle", erklärt Krebs. Einige der Spieler seien sehr gut, im Durchschnitt ist die Mannschaft 25 Jahre alt.

Mannschaftskapitän Michael Czerny beginnt das Training mit Aufwärmübungen. Erst werden zwei Runden um den Sportplatz gedreht, dann Pässe geübt. "Fußball verbindet Menschen", sagt der 34-jährige Polizist. Einige Spieler seien sehr gut im Sturm, nur manchmal fehle es an Pässen. Deshalb spielt Sven Mickley mit einigen Jungs Vier gegen Vier, während Czerny die Pässe mit drei anderen übt.

"Öfter sind auch andere Flüchtlinge dabei, die nicht in der Mannschaft spielen. Die Männer kommen einfach her, weil sie gern Fußball spielen wollen", sagt Trainer Joachim Krebs. Die neuen Mannschaftsmitglieder stammen aus Afghanistan, dem Iran, Irak und Syrien.

Der Afghane Jamshed Attaie ist seit einem Jahr in Deutschland und liebt es, über den Platz zu laufen, dem Ball hinterher. "Ich freue mich sehr, Teil des Teams zu sein. Es macht mir großen Spaß", sagt er. Das Zusammenspiel der verschiedenen kulturellen Hintergründe ist kein Problem. Auf dem Platz gibt es keine Unterschiede.

Mehdi Sedighi kommt aus dem Iran. Seit zehn Monaten ist er in Deutschland, hat auch in seiner Heimat Fußball gespielt. "Es ist leichter, Deutsch zu lernen, wenn man etwas mit anderen unternimmt als allein", sagt er. Mehdi ist einer der Spieler, die Anweisungen von Krebs oder Czerny auch für jene übersetzen, die noch nicht so gut Deutsch sprechen.

Jamshed Attai nimmt den Ball von seinem Gegenspieler an, lässt ihn um seine Füße tanzen und schießt ihn wieder zu einem anderen Spieler. Dass die Männer sich auf dem Platz frei fühlen und viel Spaß am Training haben ist unübersehbar. Joachim Krebs ist zuversichtlich, dass die Sprachbarriere in den kommenden Wochen und Monaten immer weiter abgebaut wird. "Sobald es kälter ist, spielen wir in der Halle. Für die Zeit sind auch einige Unternehmungen geplant", sagt er.

Michael Czerny freut sich sehr, dass beispielsweise Hamid sich schon als Teil des Teams fühlt. "Als wir ein paar Leute für einen Arbeitseinsatz brauchten, war er sofort dabei und hat mit angepackt."

Am Sonnabend, um 15 Uhr, ist Anpfiff zum Spiel gegen den SV Grün-Weiß Letschin auf dem Sportplatz am Baggersee. Für Michael Czerny ist es ein besonderes Zusammentreffen. Denn die Gusower hatten ihre Personalprobleme, weil einige Mitspieler in die Letschiner Mannschaft gewechselt sind. "Deshalb wird es für uns ein umso größerer Triumph, wenn wir am Sonnabend gewinnen", sagt Czerny. Die Fußballmannschaft würde es ohne die Flüchtlinge in Gusow nicht mehr geben.

Aufrufe: 023.9.2016, 08:30 Uhr
MOZ.de / Josephin HartwigAutor