2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Die merken schnell, ob einer nur daherredet": Trainer Fabian Adelmann versucht, seine Beförderung auf Zeit vor allem als Chance zu sehen. F: Zink
"Die merken schnell, ob einer nur daherredet": Trainer Fabian Adelmann versucht, seine Beförderung auf Zeit vor allem als Chance zu sehen. F: Zink

Der Emporkömmling unter den Club-Trainern

Fabian Adelmann ist erst 25, aber bereits für die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg verantwortlich

Seit drei Wochen ist Fabian Adelmann der zweitwichtigste Trainer beim 1.FC Nürnberg – mit 25. Für den Rest der Rückrunde darf er sich um die U21 kümmern, weil Michael Köllner bis auf Weiteres oben gebraucht wird. Eine fordernde, spannende, manchmal aber auch ernüchternde Aufgabe.
Eine Viertelstunde vor Schluss star­tet Fabian Adelmann durch, wie fast alle anderen in Richtung Eckfahne. Unter dem Berg aus Leibern vorn rechts liegt irgendwo Manuel Feil, der soeben das 3:2 gegen den TSV Buch­bach erzielt hat. Fabian Adelmann freut sich mit dem Torschützen und mit der ganzen Mannschaft des 1. FC Nürnberg II, klatscht ab, jubelt, gratu­liert. Als ob er unter seiner Trainings­jacke ein Club-Trikot tragen würde.

Fabian Adelmann wirkt nicht nur in diesem Moment mehr wie ein Spie­lertrainer, der diesmal von außen zuschauen muss. 25 ist er erst und im normalen Trainer-Leben für die U14 verantwortlich; im Sommer machte ihn Michael Köllner, den er gerade ver­tritt, zu seinem Assistenten. Als der Chef des Nachwuchsleistungszen­trums vor drei Wochen zum neuen Pro­fi-Trainer befördert werden sollte, war in der U21 zeitlich befristet eine Stelle frei. Für: Fabian Adelmann.

Befristet bis Ende Mai

Der Sprung von den Buben zu den Männern fiel ihm wegen seiner Lehr­zeit an Köllners Seite nicht besonders schwer. „Er kann jetzt weiterführen, was wir beide neun Monate zusam­men gemacht haben“, sagt Köllner, Ende Mai ist die aktuelle Rollenvertei­lung aber auch schon wieder Vergan­genheit. Weil das Nachwuchsleistungszen­trum drei Fußballlehrer beschäftigen muss, um optimal zertifiziert werden zu können, wird noch einer gesucht. Der Wechsel von U19-Trainer Pellegri­no Matarazzo zur U17 der TSG Hof­fenheim reißt eine Lücke, für die es mangels Qualifikation von eigenem Personal bloß eine externe Lösung geben kann. Adelmann hat nur oder immerhin die A-Lizenz und würde eines Tages natürlich gerne auch noch die letzte Stufe seiner Trainerausbil­dung nehmen. Dafür muss man aber mindestens ein Jahr für eine Senioren-Mannschaft aus den ersten sechs Ligen zuständig gewesen sein oder alternativ in der Junioren-Bundesliga tätig, erzählt Adelmann.

Somit fehlt ihm noch eine Vorausset­zung, um sich einschreiben zu können für einen der nächsten DFB-Lehrgän­ge. Nicht schlimm, findet Adelmann, der sich noch in der Grundausbildung wähnt. Dass auch der Trainer einer U21-Mannschaft extrem leidensfähig sein muss, lernt er spätestens am Samstag. 2:0 führt sein kleiner Club im Heimspiel gegen den TSV Buch­bach und später 3:2, allerdings blei­ben die Nürnberger „nicht bis zur letz­ten Sekunde wach“, wie Adelmann hinterher kritisiert. „Es fühlt sich an wie eine Niederlage.“ Ursächlich für die gefühlte Nieder­lage ist der Ausgleich in der fünften Minute der Nachspielzeit. Danach muss sich Adelmann erst mal hinset­zen. Die drei Gegentore resultieren aus drei Standardsituationen. Ein Freistoß, ein Strafstoß, ein Eckstoß. „Defensiv“, findet Fabian Adelmann, „war das keine zufriedenstellende Leistung.“ Der junge Mann aus Ottensoos macht seine Sache gut, obwohl doch einiges für ihn neu ist. Die Video-Interviews, die Pressekonferenzen, Adelmann versucht einfach, so viel wie möglich aufzusaugen. „Mir gefällt, wie akribisch er arbeitet“, sagt Tribünengast Michael Köllner, „ich habe es mir ja fast ein Dreiviertel­jahr angeschaut.“ Der Entschluss, es als Trainer zu probieren, reift „relativ früh“, wie Adelmann erzählt. Bereits mit 20 erwirbt er die C-Lizenz, ein Kreuz­bandriss lässt seinen Plan konkreter werden. Also beendet er ungewöhn­lich früh seine aktive Karriere beim FC Ottensoos („Aus mir wäre kein Pro­fi mehr geworden“), um sich seiner eigentlichen Passion widmen zu kön­nen. Dafür lässt er seit einiger Zeit sogar sein Sportmanagement-Studi­um ruhen.

Von früh bis spät

Die ungemein facettenreiche Aufga­be beim Club beschäftigt ihn prak­tisch täglich und von früh bis spät, trotzdem geht Adelmann gerne zur Arbeit. Es ist genau das, wovon er immer geträumt hat: Als bekennender Fan des 1. FC Nürnberg für den 1. FC Nürnberg arbeiten zu dürfen, wenn es sein muss auch mit nur unwesentlich jüngeren Fußballern. Profi Willi Evseev zum Beispiel ist so alt wie sein Trainer, ein Problem muss das aller­dings nicht sein. „Die merken schnell, ob einer nur daherredet“, sagt Fabian Adelmann, „oder einem richtig helfen kann.“ Also versucht er am Samstagnach­mittag, von außen Willi Evseev zu hel­fen oder auch Eduard Löwen, der nicht seinen besten Tag erwischt hat. Ganz vorn in der Coachingzone ver­folgt Adelmann die 90 Minuten gegen den TSV Buchbach überwiegend, er klatscht, er ruft, er feuert an. Er rennt, wenn er es für nötig hält, auch Rich­tung Eckfahne. Und muss sich nach dem Schlusspfiff trotzdem erst mal hinsetzen.

Aufrufe: 027.3.2017, 11:09 Uhr
Wolfgang LaaßAutor