Fabian Adelmann wirkt nicht nur in diesem Moment mehr wie ein Spielertrainer, der diesmal von außen zuschauen muss. 25 ist er erst und im normalen Trainer-Leben für die U14 verantwortlich; im Sommer machte ihn Michael Köllner, den er gerade vertritt, zu seinem Assistenten. Als der Chef des Nachwuchsleistungszentrums vor drei Wochen zum neuen Profi-Trainer befördert werden sollte, war in der U21 zeitlich befristet eine Stelle frei. Für: Fabian Adelmann.
Der Sprung von den Buben zu den Männern fiel ihm wegen seiner Lehrzeit an Köllners Seite nicht besonders schwer. „Er kann jetzt weiterführen, was wir beide neun Monate zusammen gemacht haben“, sagt Köllner, Ende Mai ist die aktuelle Rollenverteilung aber auch schon wieder Vergangenheit. Weil das Nachwuchsleistungszentrum drei Fußballlehrer beschäftigen muss, um optimal zertifiziert werden zu können, wird noch einer gesucht. Der Wechsel von U19-Trainer Pellegrino Matarazzo zur U17 der TSG Hoffenheim reißt eine Lücke, für die es mangels Qualifikation von eigenem Personal bloß eine externe Lösung geben kann. Adelmann hat nur oder immerhin die A-Lizenz und würde eines Tages natürlich gerne auch noch die letzte Stufe seiner Trainerausbildung nehmen. Dafür muss man aber mindestens ein Jahr für eine Senioren-Mannschaft aus den ersten sechs Ligen zuständig gewesen sein oder alternativ in der Junioren-Bundesliga tätig, erzählt Adelmann.
Somit fehlt ihm noch eine Voraussetzung, um sich einschreiben zu können für einen der nächsten DFB-Lehrgänge. Nicht schlimm, findet Adelmann, der sich noch in der Grundausbildung wähnt. Dass auch der Trainer einer U21-Mannschaft extrem leidensfähig sein muss, lernt er spätestens am Samstag. 2:0 führt sein kleiner Club im Heimspiel gegen den TSV Buchbach und später 3:2, allerdings bleiben die Nürnberger „nicht bis zur letzten Sekunde wach“, wie Adelmann hinterher kritisiert. „Es fühlt sich an wie eine Niederlage.“ Ursächlich für die gefühlte Niederlage ist der Ausgleich in der fünften Minute der Nachspielzeit. Danach muss sich Adelmann erst mal hinsetzen. Die drei Gegentore resultieren aus drei Standardsituationen. Ein Freistoß, ein Strafstoß, ein Eckstoß. „Defensiv“, findet Fabian Adelmann, „war das keine zufriedenstellende Leistung.“ Der junge Mann aus Ottensoos macht seine Sache gut, obwohl doch einiges für ihn neu ist. Die Video-Interviews, die Pressekonferenzen, Adelmann versucht einfach, so viel wie möglich aufzusaugen. „Mir gefällt, wie akribisch er arbeitet“, sagt Tribünengast Michael Köllner, „ich habe es mir ja fast ein Dreivierteljahr angeschaut.“ Der Entschluss, es als Trainer zu probieren, reift „relativ früh“, wie Adelmann erzählt. Bereits mit 20 erwirbt er die C-Lizenz, ein Kreuzbandriss lässt seinen Plan konkreter werden. Also beendet er ungewöhnlich früh seine aktive Karriere beim FC Ottensoos („Aus mir wäre kein Profi mehr geworden“), um sich seiner eigentlichen Passion widmen zu können. Dafür lässt er seit einiger Zeit sogar sein Sportmanagement-Studium ruhen.
Die ungemein facettenreiche Aufgabe beim Club beschäftigt ihn praktisch täglich und von früh bis spät, trotzdem geht Adelmann gerne zur Arbeit. Es ist genau das, wovon er immer geträumt hat: Als bekennender Fan des 1. FC Nürnberg für den 1. FC Nürnberg arbeiten zu dürfen, wenn es sein muss auch mit nur unwesentlich jüngeren Fußballern. Profi Willi Evseev zum Beispiel ist so alt wie sein Trainer, ein Problem muss das allerdings nicht sein. „Die merken schnell, ob einer nur daherredet“, sagt Fabian Adelmann, „oder einem richtig helfen kann.“ Also versucht er am Samstagnachmittag, von außen Willi Evseev zu helfen oder auch Eduard Löwen, der nicht seinen besten Tag erwischt hat. Ganz vorn in der Coachingzone verfolgt Adelmann die 90 Minuten gegen den TSV Buchbach überwiegend, er klatscht, er ruft, er feuert an. Er rennt, wenn er es für nötig hält, auch Richtung Eckfahne. Und muss sich nach dem Schlusspfiff trotzdem erst mal hinsetzen.