Radojewski selbst war zwar niedergeschlagen, wirkte aber gefasst. "Wenn nach dem vierten Spieltag schon eine Krisensitzung stattfindet, ist ja klar, dass bei der nächsten Gelegenheit etwas passieren wird", sagt Radojewski. "Aber wir haben erst sieben Spiele gemacht. Ich hätte gerne etwas mehr Zeit und Geduld bekommen, aber der Verein hat sich das anders vorgestellt. Das muss ich akzeptieren. Ich hatte natürlich schon erwartet, dass wir die gute Leistung, die wir gegen Uerdingen gezeigt haben, auch bei Turu an den Tag legen. Das hat leider nicht geklappt." Radojewski, der sich am Montagabend von der Mannschaft verabschiedete, möchte schnellstmöglich wieder an die Arbeit: "Ich habe mich eigentlich nicht auf eine Pause eingestellt. Daher werden wir mal sehen, was kommt."
Bei 04/19 werden jetzt jedenfalls andere Zeiten anbrechen. "Ich kenne die Mannschaft, ich weiß, wo ich die Hebel ansetzen kann. Dabei habe ich eine andere Herangehensweise als Peter. Er hat fachlich sehr gut gearbeitet, da kann man ihm nichts vorwerfen", betont Weiß. "Aber man hat zuletzt nicht mehr sehen können, wofür Ratingen 04/19 nun steht. Sind wir eine offensive Mannschaft? Sind wir laufstark? Oder gut in der Defensive? Ich werde mir das Team anschauen und der Mannschaft ein deutliches Profil verpassen. Ich werde ganz klar sagen und jeder wird wissen, wofür 04/19 auf dem Platz steht."
Die Verantwortlichen halten sich mit Kritik am Ex-Trainer arg zurück. "Mir tut das persönlich weh, sind wirklich im Guten auseinander gegangen", betont Jens Stieghorst, der Vorsitzende. Von verschiedenen Seiten ist jedoch zu vernehmen, dass es Radojewski nicht geschafft hat, die Mannschaft zu einer Einheit zusammen zu schweißen. Zu viele Akteure kochen ihr eigenes Süppchen - mit desaströsen Folgen auf dem Platz. Gut sichtbar war das im Spiel bei Turu Düsseldorf: Spieler gifteten sich gegenseitig an. Oder stellten die Laufarbeit fast vollständig ein. "Das wird es bei mir nicht mehr geben", betont Karl Weiß. "Ich werde jedem die Hand reichen. Jeder Spieler erhält von mir eine faire Chance, wir fangen komplett bei Null an. Aber es gibt keine Hierarchie mehr. Alle Spieler sind nun gleich viel wert, alle können sich beweisen. Ich werde dann sehen, wer seine Chance nutzt - und wer nicht. Das wird ein harter, steiniger Weg, aber er wird funktionieren." Weiß betont aber auch, dass es den Spielern besser geraten sei, seinen Weg mitzugehen: "Wer nicht mitzieht, mit dem will ich auch nicht arbeiten", sagt er.
Am besten sollten Ansätze des neuen Wegs schon am Dienstagabend erkennbar sein. Dann nämlich muss Karl Weiß zum ersten Spiel antreten. Einmal konnte er am Monztag noch trainieren mit der Mannschaft. "Das ist ein wichtiger Wettbewerb für uns", sagt Stieghorst, der Vorsitzende. "Auch deshalb mussten wir schnell handeln."
Bleibt zu hoffen, dass Karl Weiß einen schnellen Zugang zur verunsicherten Mannschaft findet.