"Hätte Rot und Strafstoß geben müssen"
Emotional noch sichtlich aufgewühlt, erregte sich der Serbe auf dem rundum eingezäunten, in einer Senke gelegenen Kunstrasenplatz des TSV Steinbach über die ominöse Szene in der 19. Minute: „800 Zuschauer haben gesehen, dass das ein klarer Elfmeter war. Unser Stürmer Younes Bahssou spielt den Ball und der Torhüter kommt zu spät. Dafür hätte es außerdem noch die Rote Karte geben müssen. Doch der Schiedsrichter hatte keinen Mut.“
Wiesbadens Fußballwart Dieter Elsenbast, ebenso wie Verbandsspielwart Jürgen Radeck und dessen Stellvertreter Matthias Bausch unter den Beobachtern, pflichtete bei: „Ein eindeutiger Strafstoß. Überhaupt hätte der SVW aufgrund der zweiten Halbzeit ein Unentschieden verdient gehabt.“
Cestonaro: Haben in der Summe betrachtet verdient geownnen
Doch dazu reichte es in der ganz speziellen Steinbacher Arena, wo die Zuschauer von waldumstandenen Hügeln ohne Komfortanspruch auf den Spielfeldkessel hinabschauen, für die Wiesbadener nicht. Der euphorisch, aber fußballerisch nicht sonderlich stark auftrumpfende Neuling siegte in einem reinen Kampfspiel mit 2:0. „Nicht unverdient, weil wir engagiert, geordnet und clever waren, zudem in der zweiten Hälfte die besseren Chancen hatten. Aber zum Schluss werden die Wiesbadener ganz im vorderen Bereich zu finden sein“, befand der beim TSV Regie führende frühere Darmstädter Profi Peter Cestonaro.
Fehlerkette beim frühen Gegentor
Das Unheil hatte für die Gäste, die ohne die Defensivsäulen Jonas Grüter und Strahinja Pajic auskommen mussten, nach knapp zwei Spielminuten begonnen: Einwurf Steinbach, Vorstoß über die rechte Seite, Pass von Hüsnü Tahiri zum in der Mitte blank stehenden Pierre Bellinghausen, dessen Drehschuss-Roller durch die Beine von SVW-Keeper Pero Miletic den Weg hinter die Torlinie fand. Wobei Miletic, dem fortan bis zur Pause die Nerven und die Finger flatterten, noch die geringste Schuld trug. Vielmehr waren Balcan Sari und Mirko Dimter bei der Entstehung des Treffers nicht im Bilde gewesen.
„Andererseits gab es keine herausgespielten Chancen. Gefahr kam bei uns eigentlich nur nach Standards auf. Letztlich dürfen wir uns nicht beschweren“, meinte Michael Seidelmann, der im zweiten Abschnitt den blassen Mario Barusic in der Rolle des Mittelfeld-Sechsers abgelöst hatte.
Reichardt: Schuld nicht allein beim Schiedsrichter suchen
Ähnlich selbstkritisch sah der nie aufsteckende Rechtsverteidiger Philip Reichardt das Geschehen: „Sicher muss er den Elfer geben, aber wir dürfen nicht allein die Schuld beim Schiedsrichter suchen. Wir können sicherlich besser spielen, und wenn wir in den ersten Sekunden nicht geschlafen hätten, wären wir wohl mit einem 0:0 nach Hause gefahren.“
Amstätter mit ungewohnt vielen Fehlern
Fakt ist, dass beim Sportverein etliche Spieler und auch einige der Gestandenen nicht die gewohnten Drehzahlen erreichten. Darunter Sascha Amstätter, der lediglich mit einem tollen Steilpass auf Bahssou glänzte (43.), ansonsten ungewohnt viele Bälle verlor. Zudem suchte die Mannschaft ihr Heil in der Offensive fast ausschließlich mit langen Bällen. „Wir hätten wohl noch drei Stunden spielen können, ohne ein Tor zu schießen“, meinte der eingewechselte Stürmer Bartosz Franke nach der ersten Niederlage seit dem 0:1 gegen Griesheim am 5. April. Saisonübergreifend folgten danach zehn ungeschlagene Partien. Nun heißt es: Nach der Serie ist vor der Serie.
SV Wiesbaden: Miletic – P. Reichardt, Kopilas, Dimter, Sari – Olumide, Barusic (46. Seidelmann), C. Hübner, Amstätter (52. Schug) – Muca (68. Franke), Bahssou.
Tore: 1:0 Bellinghausen (2.), 2:0 Tomas (90.+3). – SR: Britting (Hofgeismar). – Zuschauer: 800. – Gelb-Rot: Bahssou (90.+1).