2025-12-03T05:51:34.672Z

Pokal

Luckenwalde siegt im Treffen unter Feinden

Der FSV 63 muss in Überzahl und trotz einer Liga Unterschied gegen Altlüdersdorf in die Verlängerung, um ins Achtelfinale des Landespokals einzuziehen. Dabei fliegen ohne Ende Giftpfeile

Wenn ein Pokalspiel für den unterklassigen Verein schon mit einem Platzverweis beginnt, schwinden schnell die Hoffungen, den Goliath noch zu schlagen. Beim SV Altlüdersdorf hielten diese Hoffnungen gegen den FSV Luckenwalde am Sonnabend im Landespokal-Achtelfinale immerhin über 100 Minuten. Am Ende ist der FSV weiter. Aber ein Spaziergang war das ganz sicher nicht.

Als Hassan Salhab in der 107. Minute den Ball unter die Latte ins Tor knallt, geht es nicht mehr. Jetzt brechen alle Dämme. Der Stürmer rast auf dem Altlüdersdorfer Grün Richtung Eckfahne, reißt sich das Trikot vom Leib und die „Hassan-Hassan“-Rufe seiner Mitspieler prallen einfach an ihm ab. Ob sie ihn feiern wollen für dieses entscheidende Tor, das den FSV Luckenwalde in die nächste Runde des Brandenburger Landespokals katapultiert; ob sie ihm sagen wollen: „Pass auf, für diese Aktion kriegst Du gleich Gelb“; es ist Hassan Salhab egal. Genauso egal wie seine guten Vorsätze. „Ich wollte mich bei einem Tor nicht freuen, habe ich mir vorgenommen“, verrät er nach dem Spiel. Man darf sagen: Der Plan ist fehlgeschlagen. Trikot runter, der Torschütze sieht Gelb.

Und Hassan Salhab ist nach 120 Minuten nicht nur der Mann, der hier in Altlüdersdorf mit seinen beiden Treffern in der Verlängerung (107. und 112. Minute) alle Träume vom Viertelfinale zertrümmert. Er avanciert spätestens jetzt zum enfant terrible des FSV. Das hat weniger mit seinen beiden Toren zu tun. Sicher, damit auch. Aber vielmehr auch mit der Tatsache, dass der Ex-Altlüdersdorfer in der 65. Minute Auslöser dafür ist, dass die Bank des SVA geschlossen an die Decke geht.

Für den Oberligisten aus Oberhavel beginnt die Partie alles andere als nach Maß. Schon nach nicht einmal einer Viertelstunde fliegt Jack Krumnow vom Platz. Vor einer Woche noch Knipser nach 21 Sekunden, jetzt Bankdrücker nach 13 Minuten. Trotzdem geht Altlüdersdorf in Führung, schießt sogar ein 2:0 und der Regionalligist hat große Mühe, den Anschluss zu halten. Bis die 65. Minute anbricht. Es steht mittlerweile nur noch 2:1. Ex-SVA-Mann Christoph Blazynski traf schon kurz vor der Halbzeit zum Anschluss.

Als erstes stürmt Mike Frank von der Bank auf den Rasen. Der kleine Ümit Cicek hat alle Mühe, seinen Co-Trainer zu halten. Frank brüllt und brüllt und schnell wird klar, es geht gar nicht um Tiago Sprenger, der gerade zum 2:2-Ausgleich getroffen hat. Es geht um Hassan Salhab. Den, der sich vor dem Spiel vorgenommen hat, ruhig zu bleiben. Bloß nicht provozieren. Zumal sein Weggang aus Altlüdersdorf vor einigen Monaten auch nicht unbedingt ein Abschied unter Freunden war. Im Gegenteil.



Gehören eigentlich in die Coaching Zone: Altlüdersdorfs Mike Frank (Mitte) muss von Stürmer Ümit Cicek (links) und Coach Miroslav Jagatic zurückgehalten werden.

„Er hat Hurensohn gesagt“, ist man beim SVA selbst eine gute Stunde nach der Szene noch vollkommen außer sich. „Auch in einer Lautstärke, dass es viele Leute außerhalb gehört haben“, fügt Mike Frank hinzu, der die Emotionen nach dem Vorfall erstaunlich schnell wieder unter Kontrolle hat. Salhab selbst wird später zumindest etwas anderes zu Protokoll geben. Beleidigung ja, Hurensohn nein.

„Dafür hätte er eine Karte sehen müssen“, ist Mike Frank überzeugt. Der Luckenwalder Stürmer sieht das naturgemäß nicht so. „Es fallen so viele Worte, man wird von überall beleidigt in so einem Spiel“, findet er. Und Salhab bekommt auch keine Karte. Stattdessen spielt er weiter. Und entscheidet in Minute 107 und 112 die Partie für den FSV Luckenwalde, von der am Ende sogar ein runtergefahrerener Mike Frank sagt: „ein geiles Pokalspiel.“



Man of the Match: Hassan Salhab (Mitte) tankt nach: Erst brachte er seinen Ex-Verein zum Ausflippen, dann schoss er Luckenwalde ins Viertelfinale.

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Aufrufe: 010.10.2015, 19:25 Uhr
Marc SchützAutor