Es begann alles damit, dass es für Futsal in der Halle im Sommer eindeutig zu warm ist. Sebastian Glauber, Trainer der ganzjährigen Futsal-Mannschaft der FC Bayern Kickers, mietete deswegen im Sommer 2014 einen Beach-Soccer-Platz für das Training. Weil man sich nach einigen Trainingseinheiten so langsam an den Sand gewöhnt hatte und sich Futsal und Beach-Soccer - abgesehen vom Untergrund - nicht wesentlich unterscheiden, meldete er seine Mannschaft außerdem zu verschiedenen Beach-Soccer-Turnieren in der Umgebung an. Ursprünglich gedacht als Vorbereitung auf die anstehende Bayernliga- Saison.
Der Coburger Konrad Klein war vor einigen Jahren nach Nürnberg gezogen um dort zu studieren. Nachdem für ihn feststand, dass er auch nach dem Studium in Nürnberg bleiben möchte, suchte er sich einen Sportverein, um hier sein Hobby, Fußball, weiter betreiben zu können. „Dann wurde ich auf die ganzjährige Futsal-Mannschaft der FC Bayern Kickers aufmerksam“, erinnert er sich. Eine Leidenschaft für den Hallenfußball hatte er schon immer, und so unterstützte der 26-Jährige ab sofort die FC Bayern Kickers in der Offensive.
Was einst nur als Ersatz für die stickige Halle gedacht war, lief für Konrad Klein und die FC Bayern Kickers schnell besser als gedacht. Die Mannschaft gewann unter anderem ein Turnier in Nürnberg, wodurch sie sich für das Beach-Soccer-Pokalfinale in Saarlouis qualifizierte. Ausrichter: Der deutsche Beach-Soccer-Verband, der gleichzeitig auch die Nationalmannschaft stellt. Für den Pokalsieg reichte es in Saarlouis zwar nicht, die Nürnberger verloren das Finale knapp mit 1:2, aber für Klein öffneten sich neue Türen, was er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnte.
Bis zu jenem Mittwochnachmittag im Juli jedenfalls. Klein saß am Schreibtisch und arbeitete, als sein Handy piepste — eine SMS von seinem Trainer. Ob er Lust habe, nach Rom zu fliegen. Der IT-Berater verstand kein Wort und fragte irritiert, wie er das meine. Noch bevor der Trainer antworten kann, klingelte das Handy. Klein hob ab — verletzungsbedingter Ausfall, Beach-Soccer-Nationalmannschaft, kommendes Wochenende ein Turnier in Rom. „Lust?“ Am anderen Ende der Leitung war Sascha Schmidt, Teammanager der deutschen Beach-Soccer-Nationalmannschaft.
„Ich war ziemlich überrascht, als der Anruf kam“, sagt Klein. Beim Turnier in Saarlouis war er dem DBSV aufgefallen, verriet der Teammanager. Nachdem einer der Nationalspieler verletzungsbedingt absagen musste, erinnerte man sich beim Verband an den talentierten Futsal-Spieler und entschied, ihn als ersten Ersatzmann mit zum letzten Turnier der Beach-Soccer-Saison zu nehmen. Und: Natürlich hatte Klein Lust! Zwei Tage nach Schmidts Anruf saß der 26-Jährige im Flugzeug nach Rom.
Anders als in Deutschland liegt in Italien ein größerer Fokus auf der Sportart „Beach-Soccer“ – sogar das italienische Fernsehen war vor Ort. Klein gehörte zwar nicht zur Stammformation, das war ihm aber egal. Immerhin einen Treffer erzielte er in einem furiosen Halbfinale gegen Argentinien, das die deutsche Mannschaft am Ende mit 7:2 für sich entscheiden konnte. Mit 5:4 schlug man schließlich auch noch den Favoriten und Gastgeber Italien im Finale und gewann das Turnier.
Obgleich Klein bislang nur dieses eine Turnier spielte — er ist sich sicher, dass er auch in diesem Jahr wieder für das Nationalteam antreten will. „Das war eine tolle Erfahrung, die ich gerne noch mal machen möchte.“ Das darf er auch, Post vom Verband mit der Einladung zum Trainingslager im Frühjahr lag schon in seinem Briefkasten. „Wer am Trainingslager teilnimmt, darf mit zu den Turnieren“, sagt Klein. Dass er sich dafür den ein oder anderen Tag Urlaub nehmen muss, stört ihn nicht.
Auch in Sachen Futsal läuft es gut für den Hobbyfußballer. Ende letzten Jahres wurde Konrad Klein in die Futsal- Auswahl des Bayerischen Landesverbandes (BJV) berufen. In zwei Tagen tritt er mit der Auswahl beim Futsal-Länderpokal gegen alle 20 DFB-Landesverbände an. Ein zeitaufwendiges Hobby? Klein winkt ab, „wenn ich normalen Fußball spielen würde, wäre ich auch jedes Wochenende unterwegs. Zusätzlich sehe ich jetzt auch noch was von der Welt.“ Und das alles nur, weil es im Sommer so verdammt heiß ist beim Futsal in der Halle.