2024-05-02T16:12:49.858Z

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Applaus für den Debütanten: Klein (2. v. li.) spielte ein gutes Turnier mit den Bayern Kickers, später rief der Bundestrainer bei ihm an. Fotos: privat
Applaus für den Debütanten: Klein (2. v. li.) spielte ein gutes Turnier mit den Bayern Kickers, später rief der Bundestrainer bei ihm an. Fotos: privat

Barfuß für die deutsche Nationalmannschaft

Konrad Klein liebt Futsal, eines Tages spielt er mit den Bayern Kickers Beach-Soccer - so gut, dass der Bundestrainer anruft

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Vom Fußball zum Futsal zum Beach­ Soccer in die Nationalmannschaft. Hätte ihm das jemand vor ein paar Jahren gesagt, er hätte es wohl nicht geglaubt. Konrad Klein ist seit ver­gangenem Jahr Mitglied der Beach­ Soccer-Nationalmannschaft. Nicht zu­letzt, weil es für Hallenfußball im Som­mer zu warm ist.

Es begann alles damit, dass es für Futsal in der Halle im Sommer eindeu­tig zu warm ist. Sebastian Glauber, Trainer der ganzjährigen Futsal-Mannschaft der FC Bayern Kickers, mietete deswegen im Sommer 2014 einen Beach-Soccer-Platz für das Trai­ning. Weil man sich nach einigen Trainingseinheiten so langsam an den Sand gewöhnt hatte und sich Futsal und Beach-Soccer - abgesehen vom Untergrund - nicht wesentlich unter­scheiden, meldete er seine Mann­schaft außerdem zu verschiedenen Beach-Soccer-Turnieren in der Umge­bung an. Ursprünglich gedacht als Vorbereitung auf die anstehende Bay­ernliga- Saison.

Der Coburger Konrad Klein war vor einigen Jahren nach Nürnberg gezogen um dort zu studieren. Nach­dem für ihn feststand, dass er auch nach dem Studium in Nürnberg blei­ben möchte, suchte er sich einen Sport­verein, um hier sein Hobby, Fußball, weiter betreiben zu können. „Dann wurde ich auf die ganzjähri­ge Futsal-Mannschaft der FC Bayern Kickers aufmerksam“, erinnert er sich. Eine Leidenschaft für den Hal­lenfußball hatte er schon immer, und so unterstützte der 26-Jährige ab sofort die FC Bayern Kickers in der Offensive.

Ein plötzlicher Anruf

Was einst nur als Ersatz für die sti­ckige Halle gedacht war, lief für Kon­rad Klein und die FC Bayern Kickers schnell besser als gedacht. Die Mann­schaft gewann unter anderem ein Tur­nier in Nürnberg, wodurch sie sich für das Beach-Soccer-Pokalfinale in Saar­louis qualifizierte. Ausrichter: Der deutsche Beach-Soccer-Verband, der gleichzeitig auch die Nationalmann­schaft stellt. Für den Pokalsieg reichte es in Saar­louis zwar nicht, die Nürnberger verlo­ren das Finale knapp mit 1:2, aber für Klein öffneten sich neue Türen, was er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnte.

Bis zu jenem Mittwochnachmittag im Juli jedenfalls. Klein saß am Schreibtisch und arbeitete, als sein Handy piepste — eine SMS von seinem Trainer. Ob er Lust habe, nach Rom zu fliegen. Der IT-Berater verstand kein Wort und fragte irritiert, wie er das meine. Noch bevor der Trainer antworten kann, klingelte das Handy. Klein hob ab — verletzungsbedingter Ausfall, Beach-Soccer-Nationalmannschaft, kommendes Wochenende ein Turnier in Rom. „Lust?“ Am anderen Ende der Leitung war Sascha Schmidt, Team­manager der deutschen Beach-Soccer-Nationalmannschaft.

„Ich war ziemlich überrascht, als der Anruf kam“, sagt Klein. Beim Tur­nier in Saarlouis war er dem DBSV aufgefallen, verriet der Teammana­ger. Nachdem einer der Nationalspie­ler verletzungsbedingt absagen muss­te, erinnerte man sich beim Verband an den talentierten Futsal-Spieler und entschied, ihn als ersten Ersatz­mann mit zum letzten Turnier der Beach-Soccer-Saison zu nehmen. Und: Natürlich hatte Klein Lust! Zwei Tage nach Schmidts Anruf saß der 26-Jährige im Flugzeug nach Rom.

Treffer gegen Argentinien

Anders als in Deutschland liegt in Italien ein größerer Fokus auf der Sportart „Beach-Soccer“ – sogar das italienische Fernsehen war vor Ort. Klein gehörte zwar nicht zur Stamm­formation, das war ihm aber egal. Immerhin einen Treffer erzielte er in einem furiosen Halbfinale gegen Argentinien, das die deutsche Mann­schaft am Ende mit 7:2 für sich ent­scheiden konnte. Mit 5:4 schlug man schließlich auch noch den Favoriten und Gastgeber Italien im Finale und gewann das Turnier.

Obgleich Klein bislang nur dieses eine Turnier spielte — er ist sich sicher, dass er auch in diesem Jahr wie­der für das Nationalteam antreten will. „Das war eine tolle Erfahrung, die ich gerne noch mal machen möch­te.“ Das darf er auch, Post vom Ver­band mit der Einladung zum Trai­ningslager im Frühjahr lag schon in seinem Briefkasten. „Wer am Trai­ningslager teilnimmt, darf mit zu den Turnieren“, sagt Klein. Dass er sich dafür den ein oder anderen Tag Urlaub nehmen muss, stört ihn nicht.

Auch in Sachen Futsal läuft es gut für den Hobbyfußballer. Ende letzten Jahres wurde Konrad Klein in die Fut­sal- Auswahl des Bayerischen Landes­verbandes (BJV) berufen. In zwei Tagen tritt er mit der Auswahl beim Futsal-Länderpokal gegen alle 20 DFB-Landesverbände an. Ein zeitaufwendiges Hobby? Klein winkt ab, „wenn ich normalen Fuß­ball spielen würde, wäre ich auch jedes Wochenende unterwegs. Zusätz­lich sehe ich jetzt auch noch was von der Welt.“ Und das alles nur, weil es im Sommer so verdammt heiß ist beim Futsal in der Halle.

Aufrufe: 021.1.2015, 09:41 Uhr
Stefanie TaubeAutor