2024-05-29T06:38:12.186Z

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Über seine Karriere und das Leben danach sprach Mehmet Scholl (l.) in Unterschleißheim mit Thorsten Otto. Der BR-Moderator tourt mit seiner „Blauen Couch“ durch Bayern und empfängt wechselnde Gäste.
Über seine Karriere und das Leben danach sprach Mehmet Scholl (l.) in Unterschleißheim mit Thorsten Otto. Der BR-Moderator tourt mit seiner „Blauen Couch“ durch Bayern und empfängt wechselnde Gäste. – Foto: dieter michalek

Mehmet Scholl schließt Rückkehr zum FC Bayern aus

BR-Tour

Der ehemalige FC-Bayern-Star Mehmet Scholl hat in Unterschleißheim auf Thorsten Ottos „Blauer Couch“ Platz genommen und über seine Karriere und das Leben danach geplaudert.

Unterschleißheim – Als Fußballer „schlichtweg genial“, „eine Liga mit Ronaldinho“ – „68 Kilo geballter Erotik“, fügt BR-Journalist Thorsten Otto an und muss breit grinsen: „Ein Mann, der die Frauen verrückt gemacht hat.“ Die Rede ist natürlich von Mehmet Scholl, dem Fußball-Künstler vom FC Bayern: Er war zu Gast in Unterschleißheim und nahm Platz auf Ottos „Blauer Couch“.

Die Zitate von Uli Hoeneß und Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld um seinen Erotik-Spruch ergänzt zu haben, war mehr als ein geschickter Türöffner des erfahrenen Moderators. Natürlich hatte er das Publikum im Bürgerhaus auf einen Schlag hinter sich gebracht. Nötig wäre das nicht gewesen. Auf die nachfolgende Frage, wer Scholl nicht kennt, erhob sich ein einziger Finger in die Höhe. Und dessen Träger hatte bloß seine Schwiegermutter aufs Glatteis führen wollen.

Training unter Magath: „Wo bloß war damals Amnesty International?“

Mehmet Scholl kennt man einfach. Dem mittlerweile 54-Jährigen hat die Sache mit der Erotik augenscheinlich getaugt. Er weiß um seine Reize. Rank und schlank wie eh und je, sportliche Statur, nach wie vor spärlich behaart auf dem Haupt, lediglich mit grauen Strähnen im Fünf-Tage-Bart dürfte im einzig nicht gefallen haben, dass der Moderator sich bei seiner Charakterisierung von Scholl als Mann, „der die Frauen verrückt gemacht hat“, des Perfekts bediente.

Spaß muss ein und ist in dem Fall unbedingt erlaubt, da sich zwischen Otto und Scholl ein witziges Gespräch entspann. Eine Plauderei, die durchaus ihre Tiefen hatte. Wenn etwa Scholl über seine Kindheit als kleinster unter den Jungs in der Hochhaussiedlung in Karlsruhe erzählte („Wenn du nur falsch grüßt, dann Zahnarzt!“); von Verletzungen, die ihn in seiner Karriere zurückwarfen, von der unangenehmen Seite des Profitums („Was darfst du essen? Wann gehst du schlafen?“) und den Leiden unter Trainer Felix Magath („Wo bloß war damals Amnesty International?“). Scholl kennt man als einen, dem der Schalk im Gesichte steht. Selbst bei ernsten Themen findet er einen Weg, das Publikum zu unterhalten. Er hat sich damit arrangiert, auch fast 20 Jahre nach seiner Karriere mit Fans zu partizipieren. Als der Moderator von einem Gast erfährt, der wegen Scholl aus Luxemburg angereist war, ist er sofort bereit, dem Mann zwei Autogramme für seine Enkel zu schreiben. Kleine Gesten, die einen Fan glücklich machen. Der ältere Herr war schier aus dem Häuschen.

Fragen aus dem Publikum beantwortete Scholl im zweiten Teil des Abends. Eines verriet er: Trainer beim FC Bayern wird er wohl nicht werden – auch wenn der Club händeringend einen sucht.
Fragen aus dem Publikum beantwortete Scholl im zweiten Teil des Abends. Eines verriet er: Trainer beim FC Bayern wird er wohl nicht werden – auch wenn der Club händeringend einen sucht. – Foto: Dieter Michalek

Die Blaue Couch ist ein Format des BR, in dem Promis wie einfache Menschen zu Wort kommen. Abenteurer, Ärzte, die Tochter eines Priesters und eben Mehmet Scholl. Mit der Blauen Couch on Tour zieht der BR übers Land. Einfühlsam geht der Moderator auf den Gast ein. Den Festsaal im Bürgerhaus hatten die Gastgeber als Club eingerichtet: Stuhlreihen raus, Tischchen mit Lampen rein. Vor ausverkauftem Haus sprach Scholl über Franz Beckenbauer und Oliver Kahn, mit dem ihn eine merkwürdige Hassliebe zu verbinden scheint („Wir sind der absolute Gegensatz“), seine Töchter, die ihm zu verwöhnt erscheinen, und seine Vorliebe für Alternative Rock, die beim FC Bayern keiner mit ihm teilte – bis auf Markus Babbel, der ihn so lange frotzelte, bis er als Karlsruher Jung endlich des Boarischen mächtig war.

Im zweiten Teil der Veranstaltung durfte das Publikum Fragen an ihn richten. Wo er sich in zehn Jahren sieht zum Beispiel. Scholl ließ das offen. Nur so viel sei verraten: Trainer beim FC Bayern wird er wohl nicht werden.

Aufrufe: 015.5.2024, 10:00 Uhr
Andreas SachseAutor